Über die kultivierten Menschen die sich während des 19. Jahrhunderts um die Dünenbepflanzung in der Kurischen Nehrung gekümmert haben

2019
September
02

Über die kultivierten Menschen

die sich während des 19. Jahrhunderts um die Dünenbepflanzung in der Kurischen Nehrung gekümmert haben

„Die Arbeit im Zusammenhang mit der Fortifizierung der Dünen und die Beschreibung der Erfolge dieser Anstrengungen ist eine sehr lohnende Aufgabe“, meinte der Autor der Arbeit über Dünenfortifizierung durch Bepflanzung während des gesamten 19. Jahrhunderts. Handbuch des deutschen Dünenbaus von Paul Gerhardt. Um diese unbestreitbare Aussage zu bestätigen können wir eine kleine Facette dieses breiten Themas hier abhandeln. Heute sind fast alle, die die Arbeiten der Dünenbepflanzung beaufsichtigt haben, die die innovativen Methoden beworben und deren Effizienz der Bepflanzung verbessert haben oder die sich selbstlos um die jungen Pflanzen gekümmert haben, deren Wurzelbildung so schwer von Statten geht, in Vergessenheit geraten – außer den Kuwerts. Und noch weniger ist über deren Engagement in Kulturaktivitäten bekannt, an denen sie zusätzlich teilnahmen, obwohl sie schon mit ihren direkten Pflichten der Dünenbepflanzung sehr beschäftigt waren.

In dieser Hinsicht sollte besonders eine Person aus Nida genannt werden, nämlich Hans Heinrich Zander. Er war ein lokaler Dünenaufseher, der sich um die Dünenbepflanzung kümmerte. Er wurde 1812 in Ruß (Rusnė) geboren, verbrachte aber den Großteil seines Lebens in Nida. Als ihn der Anwalt und Herausgeber Ludwig Passarge in den 1870-er Jahren in Nida kennenlernte, bemerkte dieser, dass Zander damals schon über drei Jahrzehnte als Dünenaufseher gearbeitet hatte. Als er den ewigen Ruheplatz der Kuwerts-Familie im Wald von Nida beschrieb, hob Ludwig Passarge hervor, dass der „unermüdliche, kluge, durchhaltefähige und geduldige Zander vielleicht ein noch schöneres Monument verdienen würde; denn nur durch seine Aktivitäten gedeiht dieser Wald nun so schön.“ Passarge schrieb, dass Zanders Hingabe bei der Bepflanzung der Dünen durch Begebenheiten, wie die folgende, belegt wurde: Während der frühen Morgenstunden, als sie sich mit Zander trafen, um die Bepflanzung zu besichtigen, kam Zander schon völlig vom Regen durchnässt an. Ein Regen hatte die Nacht hindurch gewütet und Zander, als es noch dunkel war, war hinausgeeilt, um zu sehen, wie es den Pflanzen auf den Dünen erging und wie sie die Elemente ertrugen.

Genealogischen Forschungen zufolge hatte die Familie Zander eine Tochter und zwei Söhne, die alle in Nida geboren wurden. 1841 wurde Hans Heinrich Zander (genannt Hans) geboren und 1844 Julius Hermann Zander (genannt Hermann). Beide hinterließen in der Geschichte der Kurischen Nehrung ihre Spuren: der ältere Bruder Hans Heinrich führte die Arbeit seines Vaters fort, indem er die Arbeiten der Dünenbepflanzung beaufsichtigte. 1883 eröffnete ein Gästehaus in Nida, das durch die Bedürfnisse des 20. Jahrhunderts und durch die Anstrengungen seiner Nachfahren in das berühmte Hotel Kurischer Elch umgewandelt wurde.

Es gibt eine alte Postkarte mit der Inschrift „Erklärung archäologischer Funde bei Zanders“, was die Rolle der zwei Brüder in Nida Ende des 19. Jahrhunderts offenbart. Hans besaß ein Gästehaus und der jüngere Hermann assistierte dem Archäologen Otto Tischler bei der Sammlung archäologischer Funde, deren Inspektion in Zanders Gästehaus durchgeführt wurde, wie auf der Postkarte unten abgebildet. Darüber hinaus ist auch Otto Tischler selbst auf der Postkarte abgebildet. Es ist ihm zu verdanken, dass Hermann Zander „mit dem Archäologie-Virus infiziert“ wurde.

In den ersten Jahren nachdem Zander und Passarge sich kennengelernt hatten, wurde in Nida archäologische Forschung betrieben. In den Sommern von 1874, 1875, 1876 und 1878 von Otto Tischler, der ein Mitglied der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg war. Die Bekanntschaft mit Tischler war für Zander sehr wichtig, denn er begann dadurch ein neues Hobby – archäologische Artefakte zu sammeln, die zu einer großen Zahl wichtiger Folgeerscheinungen führten und die Sammlung der Kurischen Nehrung, die sogenannte „Nehrungssammlung“ weiter bereicherten, die im Provinzialmuseum ausgestellt wurde, das 1879 in Königsberg gegründet worden war. Das Museum gehörte der oben erwähnten Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft und dessen Zweck war es, die Öffentlichkeit über die Besonderheiten der geologischen Entwicklung in der Provinz Ostpreußen aufzuklären, während der zweite Stock der Ausstellung der archäologischen und anthropologischen Sammlungen gewidmet war. Später änderte das Museum seinen Standort und die archäologische Sammlung wurde während der ersten Phasen der Entwicklung des Museums wesentlich erweitert – durch Artefakte aus der Steinzeit (hauptsächlich) aus Nida, die von Otto Tischler in der Kurischen Nehrung gesammelt worden waren. Laut Tischler ging er die gesamte Kurische Nehrung über mehrere Sommer Schritt für Schritt ab und entdeckte ungefähr einhundert Standorte, die von einem archäologischen Standpunkt aus gesehen interessant waren. Nach weiterer gründlicher Erforschung der bedeutendsten Standorte brachte er eine riesige Sammlung an Artefakten zurück nach Königsberg, hauptsächlich Stücke von Töpferwaren und Steinwerkzeuge. Tischler betonte, dass er während des Großteils seiner Expeditionen in der Kurischen Nehrung von seinem getreuen Gefährten aus Nida, Hermann Zander, begleitet wurde, der vollständig in Tischlers Forschungsmethoden eingeweiht war und selbst eine große Anzahl an interessanten und bemerkenswerten Artefakten entdeckt und an das Provinzialmuseum übergeben hatte.

1890, als er für eine Versammlung der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft eine Rede hielt, erwähnte Tischler, dass die archäologische Sammlung des Provinzialmuseums während des Jahres 1889 erheblich anwuchs, und dass „unser alter Sammler“ aus der Kurischen Nehrung, Hermann Zander aus Nida, dem Museum viele interessante Artefakte aus neolithischen Siedlungen spendete: Fragmente von Töpferwaren, Steinäxte, Hämmer, Messer und Speerspitzen aus Feuerstein, usw. Darüber hinaus, fügte Tischler hinzu, waren einige Speerspitzen besonders interessant, weil sie nicht fertiggestellt waren, was die These bestätigte, dass diese Werkzeuge lokalen Ursprungs waren, d. h. in der Kurischen Nehrung hergestellt wurden.

Deshalb war die Hilfe von Hermann Zander in der ersten Phase der archäologischen Erforschung der Steinzeit in der Kurischen Nehrung von großer Bedeutung.

Paulius Schiweck, ein weiterer Förster oder Dünenaufseher, wie sie zu dieser Zeit in der Kurischen Nehrung genannt wurden, wurde auch an mehreren Stellen im Zusammenhang mit der archäologischen Forschung in der Kurischen Nehrung von Otto Tischler erwähnt. Zum Beispiel 1891, als er erwähnte, dass die Sammlung des Provinzialmuseums sich erheblich vergrößerte, nicht nur durch die Artefakte von Professor Bezzenberger, sondern auch durch die Artefakte, die von den Dünenaufsehern Richter aus Rossitten (Rasytė) und Schiweck aus Sandkrug (Smiltynė) gespendet wurden. Zuvor hatte Tischler erwähnt, dass die Ausstellung zur Bronzezeit im Museum nur fragmentarisch war, aber dass der Dünenaufseher Schiweck aus Sandkrug dem Museum ein Bronzearmband und einige antike Münzen spendete.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Förster (Dünenaufseher) also insgesamt nicht nur eine sehr wichtige Dünenbepflanzungsmission durchgeführt, sondern waren auch oft an Kulturaktivitäten beteiligt, wie der Assistenz von Archäologen, die die Nehrung zu dieser Zeit beforschten. Die Namen dieser Persönlichkeiten sollten nicht in Vergessenheit geraten. Insbesondere sollte nicht vergessen werden, dass es nur durch die Anstrengungen dieser Menschen möglich ist, dass wir heute auf diesem soliden Untergrund gehen können – auf Sand, der damals mit Pflanzen fortifiziert wurde.

Von Assistenzprof. Nijolė Strakauskaitė PhD

(Institut für die Geschichte und Archäologie der baltischen Region der Universität Klaipėda)